Die Geschichte des Minnesangs

Von Hartmann von Aue bis Reinmar von Zweter

Im Minnesang spricht aus den Klängen der jungen abendländischen Sprachen zum erstenmal ein streng lyrisches Dichten. Ein lyrisches Ich stellt sich in Liedschöpfungen einer gesellschaftlichen Kunst dar, die an den Namen des Künstlers geheftet bleiben. Der erste greifbare Sänger ist Herzog Wilhelm IX. von Aquitanien (1071-1127), aktiv im "provenzalischen" Sprachbereich (Südfrankreich), wo der Minnesang zunächst aufblüht.

Diese Kunst der "Troubadours" erreicht in der Mitte des 12. Jahrhunderts durch Bernart von Ventadon ihre reinste Darstellung und breitet sich schnell über die "Trouvères" gen Osten aus. Der deutsche Minnesang läßt nicht auf sich warten. Die ältesten uns erhaltenen lyrischen Gefüge entstehen zur Zeit Barbarossas und gehen auf "den von Kürenberg" zurück.

Der Neue Sang nach provenzalischem Vorbild blüht im allemannischen und fränkischen Westen in den 70ern des 12. Jahrhunderts auf. Auf hochritterlicher Schaffensebene entsteht in den 80ern ein Minnesang, aus dessen unverbrauchter Sprache eine vorbildliche Liedwelt aufsteigt, die Hohe Minne. Zu nennen sind hier Vertreter wie Reinmar und Heinrich von Morungen. Im 13. Jahrhundert nimmt kunstgewerbliche Charakter des Minnesangs zu und mischt sich mit der Niederen Minne. Jeder Dichter kann sich jetzt verschiedenen Minnewelten zuwenden und Minnesang wird bis ins 14. Jahrhundert hinein zur Meisterkunst, die gepflegt wird, da es den Minnesang nun mal als Kunstrichtung gibt.